Rohfütterung von Hunden

Nicht erst seit gestern ist die Fütterung ein heikles Thema bei Hundebesitzern. Die einen bevorzugen trockenes Futter, die anderen ziehen Nassfutter aus der Dose vor. Dabei sind beide Fütterungsmethoden kritisch zu betrachten. Nachfolgender Artikel erklärt, weshalb die Rohfütterung die bessere Variante ist. 

Aufgaben des Darms

Der Darm ist das flächenmäßig größte Organ des Hundes. Allein deswegen sollten Hundebesitzer ihm eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Er teilt verwertbare von unverwertbaren Nahrungsbestandteilen und scheidet Letztere nach einiger Zeit aus. Der Darm macht die Nahrung für den Organismus auch erst zugänglich, er leitet lebenswichtige Nährstoffe an die Organe weiter und toxische Verbindungen aus dem Körper. Gleichzeitig bietet die Darmflora einer Lebensgemeinschaft von über 300 Bakterienarten einen Lebensraum, die – solange sie sich im Gleichgewicht befinden – fremde Keime abtöten und ein eigenes Immunsystem bilden. Ist der Darm gesund, geht es dem Vierbeiner gut. Damit er zuverlässig funktioniert, benötigt er eine ausgewogene und artgerechte Nahrung. Dies gelingt bei der Hundefütterungdurch die Gabe von rohem Futter. 

Was enthält Fertigfutter und warum ist es minderwertig?

Zunächst einmal soll das Fertigfutter genauer unter die Lupe genommen werden. Grundsätzlich unterscheiden sich die Preise und Qualitäten. Diese Feststellung könnte den Rückschluss erlauben, dass teures Futter immer das bessere ist. Dem ist leider nicht so. Die Produktion von Tiernahrung ist ein Milliardengeschäft, wobei die Hersteller im Bereich Hundefutter in den letzten Jahren ein immer höheres Umsatzplus einfuhren. Die Gewinne resultieren nicht nur aus dem Absatz von Nass- und Trockenfutter, sondern auch von sogenannten Snacks, denen die Werbung genauso wie den Fertigfuttern neben Zahnreinigungseffekten viele gesundheitliche Vorteile nachsagt. 

Diese Versprechen sind verständlich, soll der Hundebesitzer doch zum Kauf von immer mehr Produkten für seinen vierbeinigen Liebling animiert werden. Wenn schon verdient wird, dann aber richtig. Dabei sollte der Hundebesitzer bedenken, dass viele Hersteller von Hundefutter Lebensmittelkonzernen angehören, die die Reste aus der Lebensmittelproduktion noch irgendwie gewinnbringend weiterverarbeiten wollen. Doch das, was für den Menschen nicht gut genug ist, kann für den Hund nicht artgerecht sein. Darüber hinaus geht es nicht darum, Gewinne überhaupt, sondern so hohe wie möglich zu erzielen. Wer für eine 800-Gramm-Dose Hundefutter durchschnittlich einen Euro ausgibt, kann also kein hochwertiges Rind-, Lamm- oder Putenfleisch erwarten. Die Hersteller schummeln oder strecken, damit die Inhaltsstoffe nur einen Bruchteil von dem kosten, was sie einbringen. Aus diesem Grunde lohnt es, die Deklarationen auf den Verpackungen genau zu studieren. 

Was darf in Fertigfuttern enthalten sein?

Trotz ihrer Gewinnorientierung dürfen die Futtermittelhersteller nicht alles ins Futter geben, was ihnen gefällt oder sie müssen die Inhaltsstoffe zumindest angeben. Allerdings muss der Hundebesitzer die Deklarationen erst einmal verstehen. Die Regelungen hierzu unterliegen dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetz, den Vorschriften der Futtermittelverordung sowie europäischen Richtlinien. Diese wirken auf den ersten Blick aussagekräftig, sind auf den zweiten aber recht schwammig formuliert. Mischfutter beispielsweise müssen den Gehalt der Inhaltsstoffe ausweisen beziehungsweise die analytische Zusammensetzung der Nahrungsbestandteile. In dieser Hinsicht muss der Hersteller aufführen, aus welchen Futtermittelgruppen die Inhaltsstoffe stammen und allein durch die Benennung in absteigender Reihenfolge die mengenmäßige Zusammensetzung angeben. Die Nachteile lassen sich beim Blick auf die Produktinformation erkennen: Der Hundebesitzer weiß nicht, wie viel von jedem Inhaltsstoff genau im Futter enthalten ist und wie es um die Qualität desselben steht.

Einstmals war die offene Deklaration eine gängige Methode, den Hundebesitzer über die Zusammensetzung des Futters zu informieren. Heutzutage ist sie nicht mehr üblich. Die Hersteller argumentieren damit, dass sie ihre Rezepturen nicht verraten wollten. Seit 2010 ging man zur halboffenen Deklaration über. Hier erfährt der Hundebesitzer, aus welchen Zutaten sich das Futter zusammensetzt, wobei der prozentual am höchsten vertretene Inhaltsstoff an erster Stelle genannt wird. Das ist bei den meisten Futtermitteln das Fleisch. Doch sieht der Verbraucher genauer hin, stehen an zweiter, dritter und vierter Stelle oft unterschiedliche Getreideprodukte wie Mehl, Schrot und Flocken. Würde man diese summieren, käme man zu dem Schluss, dass eben nicht Fleisch die Basis für das Hundefutter bildet, sondern minderwertige Zusatzstoffe. Ein weiterer Trick zur Täuschung der Hundebesitzer besteht darin, anstelle der genauen Bestandteile lediglich die Tierart zu benennen. „Huhn“ kann alles beinhalten, was das Huhn hergibt: die Federn, Krallen, den Schnabel, Innereien oder auch Fleischmehl aus Hühnerfleisch. 

Letztlich machen die Nebenerzeugnisse einen Großteil der Inhaltsstoffe im kommerziellen Hundefutter aus. Hierbei handelt es sich im besten Fall um Schlachtabfälle. Woher genau sie stammen und wie viele Nährstoffe sie liefern, bleibt fraglich. Ohne Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Farb- und Geschmacksstoffe, Antioxidantien, Säureregulatoren, Emulgatoren, Stabilisatoren, Verdickungsmittel, Bindemittel, Fließstoffe, Zucker, Kochsalz, Nudeln, Kartoffeln oder Reis, Gemüse und Zusätze von künstlich hergestellten Vitaminen und Spurenelementen kommt kein Fertigfutter aus. Sie dienen der Haltbarmachung, verbessern die Farbe, den Geruch und Geschmack und sind nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass die Konsistenz des Kots vermuten lässt, dem Hund ginge es prächtig. Ist das etwa Augenwischerei?

Auswirkungen von Fertigfutter auf die Gesundheit des Hundes

Fakt ist: Immer mehr Hunde leiden an Futtermittelunverträglichkeiten, immer häufiger treten Allergien auf, immer öfter schwächelt das Immunsystem der Vierbeiner, obwohl sie liebevoll betreut und in regelmäßigen Abständen gesundheitlich durchgecheckt werden. Wie kann das sein? Das Verdauungssystem des Hunde ist nicht dafür ausgelegt, minderwertige Nahrung zu verwerten. Der Hund ist von Natur aus ein Fleischfresser. Die meisten Fertigfutter enthalten jedoch hohe Anteile an Kohlenhydraten. Diese sorgen für ein Sättigungsgefühl, aber auch für den Anstieg von Bakterien im Darm, die krank machen. Dafür sinkt die Anzahl der sogenannten guten Bakterien, der Laktobazillen. Die Darmflora gerät aus dem Gleichgewicht, die Anfälligkeit für Krankheiten steigt. Da die industriell hergestellte Hundenahrung vergleichsweise wenig Nährstoffe liefert, muss der Vierbeiner hohe Mengen von ihr aufnehmen. Die Bauchspeicheldrüse, die für den Stoffwechsel und die Verdauung verantwortlich ist, produziert Unmengen an Enzymen, um die ungeeigneten Inhaltsstoffe aufzuspalten. Durch den Dauerbetrieb überlastet sie und nimmt Schaden. Viele Hunde leiden an der Pankreasinsuffizienz, die in den meisten Fällen auf eine falsche Fütterung zurückzuführen ist. Kochsalz ist für den Hund ebenso schädlich wie Zucker. Letzterer fördert die Entstehung eines Diabetes, macht dick und schädigt die Zähne. Erhöhte Salzmengen beeinträchtigen die Funktion der Nieren. Gründe gibt es also genug, sich bei der Hundefütterung vom Fertigfutter zu verabschieden. Die einzige Möglichkeit, den Hund ausgewogen und artgerecht zu ernähren, ist die biologisch artgerechte Rohfütterung, die auch als BARF bezeichnet wird. 

Rohfütterung – Warum und wie wird gefüttert?

Die Rohfütterung besitzt mehrere Vorteile. Der Hundebesitzer bestimmt selbst, welche Nahrungsbestandteile sein Vierbeiner erhält und in welchem Mengenverhältnis diese zueinander stehen. Auf den Einsatz von Zusatzstoffen verzichtet er. Der Hund erhält ein hochwertiges Futter, das leicht verdaut und fast vollständig verwertet werden kann. Erkennbar ist dies unter anderem an der vergleichsweise geringen Kotmenge. Das Immunsystem erholt sich, da die natürliche Darmflora wiederhergestellt wird. Eine hohe Aktivität des Hundes, ein glänzendes Fell, eine gesunde Haut sprechen für sich. Es kommt durch die Fütterung nicht zum Übergewicht. Folgeerkrankungen, die den Stoffwechsel und das Herz-Kreislaufsystem betreffen, werden vermieden. Rohfutter kommt ohne künstliche Vitamin- und Mineralstoffzusätze aus, die der Organismus kaum verwerten kann. Es enthält Vitamine, Mineralien und Spurenelemente von Natur aus.

BARF bedeutet jedoch nicht, im Laden ein Steak zu erwerben und dem Hund dieses vorzusetzen. Die biologisch artgerechte Rohfütterung beinhaltet unterschiedliche Fleischsorten sowie Zusätze natürlicher Herkunft, die die Produktion von Verdauungssäften anregen, die Entgiftung beschleunigen, antiparasitär wirken, das Hautbild verbessern und die Nieren entlasten. Die unterschiedlichen Fleischarten weisen folgende Bestandteile auf: 

Muskelfleisch

Muskelfleisch liefert hochwertige Eiweiße mit essenziellen Aminosäuren, die der Körper des Hundes zum Aufbau von Muskel- und anderen Zellen benötigt. Die gesättigten Fettsäuren stehen bereit, um bestimmte Vitamine zu lösen und um Energie zu liefern. Andere Fettsäuren regulieren die Hormonproduktion, die wiederum für die Funktionalität der Schilddrüse, geschlechtsspezifische Vorgänge und den Stoffwechsel verantwortlich sind. Außerdem enthält Muskelfleisch die Vitamine B1, B2 und B12, ohne die das Herz nicht richtig arbeiten könnte. Sie ermöglichen außerdem den Sauerstofftransport bis in jede einzelne Zelle. Nicht zu vergessen sind die Bestandteile Niacin sowie Mineralstoffe und Spurenelemente. Als Eisenlieferant ist Muskelfleisch hervorragend geeignet. Es sollte in der Rohfütterung nicht fehlen. 

Knochen und Knorpel

Fälschlicherweise behaupten Laien häufig, Knochen wären für den Hund nicht zum Verzehr geeignet. Dies gilt nur für gegarte Exemplare. Rohe Knochen sind sogar nützlich. Sie liefern Kalzium, das für die Stabilität der Gelenke verantwortlich ist. Aus Knorpeln bezieht der Hund Kollagen. Dieses wiederum kommt der Elastizität von Sehnen und Bändern zugute. 

Innereien

Innereien enthalten Vitamine und Mineralstoffe sowie hochwertige Aminosäuren. Außerdem liefern sie das „gute“ Cholesterin. Eine besondere Bedeutung kommt dem Pansen zu, der darüber hinaus den angegorenen Mageninhalt vom Rind enthält, der mit Mikroorganismen besetzt ist. Hierdurch erhöht sich nicht nur die Menge an Vitaminen und Mineralstoffen, sondern auch die Anzahl der Bakterien, die die Darmflora stärken. Insgesamt lässt sich festhalten, dass ein guter Mix an unterschiedlichen Fleischarten für eine ausgewogene Rohfütterung sorgt, die sämtlichen Fertigfuttern deutlich überlegen ist.  

Futteröle und andere Zusätze natürlichen Ursprungs

Zusätzlich kann der Hundebesitzer dem Rohfleisch bestimmte Öle hinzufügen, die die Nährstoffversorgung des Vierbeiners weiter verbessern. Dazu zählt Lachsöl, das eine ausbalancierte Kombination an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthält. Es besitzt eine blutdruckregulierende Wirkung und wirkt antientzündlich, weshalb es unter anderem bei Hautproblemen eingesetzt wird. Auch Hanf-, Lein-, Distel-, Raps- und Sonnenblumenöl enthalten wertvolle ungesättigte Fettsäuren. Je nach Hunderasse, Größe und Gesundheitszustand des Vierbeiners kann zweimal wöchentlich ein Teelöffel beziehungsweise ein Esslöffel eines dieser Öle ins Futter gegeben werden, damit das Wohlbefinden des Hundes ganzheitlich gesteigert wird. 

Es wurde bereits geschrieben, dass das Rohfleisch von Natur aus Vitamine, Mineralien und Spurenelemente in ausreichender Menge enthält. Chemisch hergestellte Zusätze dieser Art brauchen nur verabreicht werden, wenn ein Mehrbedarf besteht oder wenn der Hund krankheitsbedingt die vorhandenen Stoffe nicht aufnehmen kann. 

Als weitere Zusätze empfehlen sich Kräuter in frischer oder getrockneter Form, allerdings in geringen Mengen, da sie auf den Stoffwechsel wirken. Löwenzahn zum Beispiel regt durch seine Bitterstoffe die Gallenfunktion an. Brennnesseln wirken gegen Entzündungen. Dill fängt freie Radikale, Petersilie entwässert. Gemüse ist in der Rohfütterung erlaubt, seine Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an. Außerdem liefert es Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Obst sollte lediglich in Kleinstmengen verabreicht werden, weil der Fruchtzucker die Zähne schädigt und das Gewicht beeinflusst. Grünalgen werden positive Eigenschaften nachgesagt. Sie sollen entgiften, verschlissene Knorpel reparieren und das Immunsystem stärken. Doch sollte die Herkunft derselben kritisch hinterfragt werden. Viele dieser Algen stammen aus belasteten Gewässern und sind daher selbst mit Schadstoffen verseucht, weshalb es wenig sinnvoll erscheint, sie zu verfüttern. 

Herkunft des Rohfutters hinterfragen

Es macht Sinn, über die Herkunft des Rohfutters nachzudenken. Stammt Fleisch aus der Massentierhaltung, kann von einer Belastung mit Antibiotika und anderen Medikamenten ausgegangen werden. Auch ist es weniger wertvoll, da die Schlachttiere mit großer Wahrscheinlichkeit mit genetisch verändertem oder chemisch belastetem Futter versorgt wurden. Dies wirkt sich auf die Qualität des Rohfutters aus. Auch von kranken Tieren sollte es nicht stammen, da eine Keimübertragung auf den Hund nicht ausgeschlossen werden kann. Es empfiehlt sich, Rohfleisch beim Schlachter des Vertrauens oder bei einem erfahrenen Händler zu beziehen.